Die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Reyersdorf

(aus Schönkirchen-Reyersdorf - eine Ortskunde, Herausgegeben von Ernst Bezemek und Wilibald Rosner)

1883 wurde die Freiwillige Feuerwehr Reyersdorf unter maßgeblicher Initiative von Andreas Koth, Josef Stadler, Franz Gotschka und Leopold Lobner gegründet. Erster Kommandant war Andreas Koth, sein Stellvertreter Josef Stadler. Von 1891 bis 1904 schwankte der Mannschaftsstand zwischen 14 und 16 Mann. 1905 jedoch war die Zahl der Mitglieder bereits auf 25 angewachsen.

Aus dem Jahre 1910 haben wir Nachrichten über die Finanzgebarungen : Die Einnahmen, die sich primär aus Spenden der Gemeinde und der Gutsherrn Löw zusammensetzten, betrugen 135 Kronen und 66 Heller. Die Ausgaben beliefen sich in diesem Jahr allerdings auf 168 Kronen und 94 Heller. Um die Feuerwehrkasse aufzufüllen, veranstaltete man ab dem Jahr 1911 einen Feuerwehrball, der sich bis in die Gegenwart großer Beliebtheit erfreut.

An Ausrüstung ist 1926 ein Hydrophor (vermutlich 1911 angekauft) nachweisbar, für dessen Betreuung und Transport jeden Monat ein anderes Mitglied verantwortlich war. Eine Tafel an dem betreffenden Haus mit der Aufschrift "Feuerwehrvorspann" erinnerte stets daran.

Geringe Aktivitäten waren das Charakteristikum in der Zeit des Ersten Weltkrieges. Viele Mitglieder waren zum Militärdienst verpflichtet; auch fanden keine Bälle statt. Die wirtschaftlichen Probleme der Nachkriegszeit zeigten auch in der Feuerwehr Reyersdorf ihre Wirkung. Betrug das Guthaben des Vereins 1918 noch 116 Kronen und 54 Heller, so waren es 1923 2,372.999,73 Kronen. Die Inflation hatte den Wert des Geldes gewaltig gemindert. Ein Signalhorn, das im Jahr 1923 angekauft wurde, kostete 120.000 Kronen. Die Einführung der Schillingwährung normalisierte die Budgetübersicht wieder. 1925 betrugen die Einnahmen 614,07 Schilling, die Ausgaben 383,83 Schilling.

1925/26 erhielt die Feuerwehr im neuen Gemeindehaus im Erdgeschoß ein neues Zuhause. Bis dahin hatte sie auf der heutigen Matznerstrasse neben dem Haus Kainzmayer logiert.

1933 gab es grund zum Feiern : Zum 50jährigen Bestehen der Wehr fand ein Fest mit Wettkämpfen auf dem alten sportplatz am Wunderberg statt.

1935 erwarb man von der Floridsdorfer Spinnerei- und Jutefabrik einen Mannschaftsaggregatwagen (Motorspritze), wofür ein Darlehn von 200 Schilling aufgenommen werden mußte.

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ließen die Feuerwehr 1937 beim Kauf von Uniformblusen neue Wege beschreiten : Jedes Mitglied mußte für die neuen Blusen 10 Schilling - in monatlichen Raten abzahlbar - beisteuern, der Rest wurde vom Verein bezahlt.

Nach Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich 1938 wurden die Freiwilligen Feuerwehren Einrichtungen der Gemeinden. Der Vereinsstatus wurde abgeschafft und sie - obgleich sie den Namen weiter tragen durften - in die Feuerschutzpolizei integriert. Straffe Organisation, vom Führerprinzip geleitetes Handeln waren die Charakteristika. Der Kommandant wurde zum "Wehrführer", die Gemeinde hatte für die nötge Ausrüstung und budgetäre Ausstattung zu sorgen. Der Bürgermeister erhielt im Gegenzug wesentliche Mitspracherechte, so etwa bei der Frage der Aufnahme neuer Mitglieder.

Die Kriegssituation gestattete kaum größere Aktivitäten. Viele Mitglieder waren beim Militärdienst, der Vermerk "gefallen" mußte immer öfter im Mannschaftsbuch angeführt werden.

Der Neubau der Feuerwehr erfolgte unmittelbar nach dem Kriegsende 1945. Der alte - inzwischen verschwundene - Hydrophor wurde durch eine von der Besatzungsmacht zur Verfügung gestellten DKW - Pumpe ersetzt und von den Feuerwehrmitgliedern in Eigenregie funktionsfähig gemacht. 1948 waren bereits 48 Mitglieder bei der Feuerwehr registriert; dieser Stand ändert sich in den folgenden Jahren kaum.

1952/53 wurde ein hölzerner Schlauchturm an das Feuerwehrhaus angebaut und eine Innenrenovierung durchgeführt. Eine neue Tragkraftspritze (1956) und ein zweirädriger Anhänger zum Transport derselben (1957) waren weitere Investitionen. Hydranten, die ab 1958 installiert wurden, sollten die Wasserversorgung für den Ernstfall sicherstellen.

Großer Anklang fand der Bezirksfeuerwehrtag am 17. Juni 1962 in unserem Ort, der mit Wettkämpfen auf dem alten Sportplatz verbunden war.

Unter Bürgermeister Martin Mauser wurde 1964 ein TLF 1000 angeschafft uund der alte Mannschaftswagen verkauft.

Von großer Bedeutung für die Feuerwehren im allgemeinen war, dass ab 1970 ihr Status geändert wurde. Man war nun kein Verein mehr, sondern eine Körperschaft öffentlichen Rechtes.

Der Mannschaftsstand unserer Wehr wuchs in den 70er Jahren auf ca. 30 an und erreichte 1990 mit 41 Mitgliedern seine Spitze. Hervorzuheben ist das Jahr 1975, als 11 Ortsbürger der Feuerwehr beitraten und als Wettkampfgruppe bei den Landesfeuerwehrwettkämpfen teilnahmen.

In den 70er Jahren stieg auch zunehmend die Bedeutung von Veranstaltungen (Sommernachts-, Bierzeltfeste, Tombolas etc. ), die für die Planung und Sicherstellung finanzieller Investitionen der Feuerwehr sehr wesentlich wurden. 1976 wurde das erste Sommernachtsfest im Prakbad Reyersdorf, 1981 das erste Bierzelt abgehalten. Von 1981 - 1993 war auch die FF Reyersdorf neben dem SC Reyersdorf-Schönkirchen, dem Weinbauverein Schönkirchen - Reyersdorf sowie der Feuerwehr Schönkirchen Mitveranstalter.

1981/82 erfolgte die Renovierung des Feuerwehrhauses, und zwar in Eigenregie. Ferner wurde ein reparaturbedürftiges Fahrzeug von der ÖMV angekauft und als Kommandofahrzeug adaptiert. Anläßlich des 100jährigen Bestehens wurde 1983 gemeinsam mit der Feuerwehr Schönkirchen der Abschnittsfeuerwehrtag in Reyersdorf abgehalten.

Am 28. Februar 1984 wurden der damalige Vizebürgermeister Norbert Schütt und Ing. Friedrich Wittmann zu Ehrenmitgliedern der Wehr ernannt.

Das alten Tankfahrzeug aus dem Jahre 1964 mußte in den 80er Jahren gegen ein modernes Fahrzeug mit 2000-Liter-Wassertank (RLF 2000) ersetzt werden. Nach zwei Jahren Verhandlungen mit den zuständigen Stellen wurde Ende 1987 der Ankauf desselben vom Gemeinderat beschlossen. Da der für die Unterbringung nötige Zubau an das Feuerwehrhaus am dafür nötigen Grundstück scheiterte, mußte das alte Feuerwehrhaus aufgegeben werden. Das ehemalige Milchhaus sollte, unter tatkräftiger MItwirkung der Feuerwehrmitglieder, adaptiert und umgebaut werden. Der für den Ankauf des neuen Fahrzeuges vereinbarte Anteil der Feuerwehr konnte durch eine Haussammlung und verschiedene Veranstaltungen aufgebracht werden. Bereits zuvor waren eine elektrische Tauchpumpe und Einrichtungen für den Schulungsraum angeschafft worden.

Im Rahmen der Abschnittsfeuerwehrwettkämpfe in Angern wurde Diakon Prof. christian Springer, ein Mitglied der Feuerwehr Reyersdorf, zum Feuerwehrkuraten ernannt; im Oktober 1994 wurde er in dieser Eigenschaft zur FF Matzen überstellt. 1988 wurde das neue Rüstlöschfahrzeug übergeben und ein neues Kommandofahrzeug angekauft. Die Einweihung des mittlerweilen fertigen Feuerwehrhauses und der beiden Fahrzeuge erfolgte anläßlich der Florianifeier 1989 in Anwesenheit u. a. von Landesfeuerwehrkommandanten ERwin Nowak und Landesrat Blochberger. Seit 1990 ist Reyersdorf an die Bezirksalarmanlage von Gänserndorf angeschlossen. Die nötigen Vorarbeiten wurden von den Mitgliedern in Eigenregie durchgeführt.

Seit 1991 existiert in unserem Ort eine Feuerwehrjugend, der Löschmeister Franz Felber vorsteht. Neben ersten schulungen im Feuerwehrwesen und diverseb Freizeitaktivitäten nahmen einige Jungmitglieder am Landesjugendlager 1992 mit Leistungsbewerben in Randegg teil. 1993 wurden die resten Mitglieder der Feuerwehrjugend in den aktiveb Stand übernommen.1993 wurde eine neue Motorschlammpumpe angekauft.

Im November 1991 war bereits Ehrenbrandinspektor Rudolf Bauer anläßlich seiner 60jährigen Zugehörigkeit zur FF Reyersdorf vom Bezirksfeuerwehrkommandanten, dem Bürgermeister und seinen Kameraden im Rahmen einer Feier geehrt worden. Aber auch der Bezirksfeuerwehrtag 1993, gemeinsam mit der FF Schönkirchen veranstaltet, bildete einen Höhepunkt im Veranstaltungskalender der frühen 90erJahre.

Von 1979 - 1991 wurden 95.000 kg Altpapier von der Feuerwehr Reyersdorf gesammelt.

Seit 1975 gab es eine sehr erfolgreiche Wettkampfgruppe : 1990: 2. Platz Silber und 3.Platz Bronze in Matzen; 1991 : 2. Platz Bronze in Kollnbrunn.

Die Kommandanten der FF Reyersdorf

Auflistung der Kommandanten der freiwilligen Feuerwehr Reyersdorf in den Jahren von 1891 bis 2006
1891 - 1899 Leopold Lobner
1899 - 1912 Josef Stadler
1912 - 1922 Johann Prager
1922 - 1925 Laurenz Lobner
1925 - 1935 Leopold Haferl
1935 - 1940 Wilhelm Amon
1940 - 1941 Leopold Prager (Gefallen am 9.Februar 1943)
1945 - 1951 Ludwig Schmid
1951 - 1965 Rudolf Bauer
1965 - 1971 Franz Staudigl
1971 - 1981 Adalbert Pecker
1981 - 2006 Leonhard Felber

Die Stellvertreter der freiwilligen Feuerwehr Reyersdorf

Auflistung der Stellvertreter der freiwilligen Feuerwehr Reyersdorf in den Jahren von 1883 bis 2006
1883 - 1891 Josef Stadler
1891 - 1893 Franz Gotschka
1893 - 1896 Andreas Koth
1896 - 1899 Johann Mauser
1899 - 1902 Franz Gotschka
1902 - 1905 Johann Prager
1905 - 1909 Leopold Lobner
1909 - 1912 Johann Prager
1912 - 1922 Josef Stadler
1922 - 1925 Johann Prager
1925 - 1935 Wilhelm Amon
1935 - 1943 Franz Zillinger
1947 - 1951 Rudolf Bauer
1951 - 1957 Josef Rath
1957 - 1960 Otto Kahofer
1960 - 1965 Andreas Zillinger
1965 - 1971 Adalbert Pecker
1971 - 1981 Josef Prager
1981 - 2001 Franz Zillinger
2001 - 2006 Markus Fellner